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Ein kleines New York am Rhein?

Stadtentwicklung: Hamburger Architekt rät Ludwigshafen, sich an US-Metropole zu orientieren / Kritik an Slogan „Ugliest City“

Ein kleines New York für LudwigshafenLudwigshafen/Hamburg. New York – Hamburg –Ludwigshafen. Auf den ersten Blick erkennt man zwischen diesen drei Städten keinen großartigen Zusammenhang. Seit dieser Woche ist das anders, denn der Hamburger Architekt Justus Asselmeyer (kleines Bild) hat sich berufen gefühlt, einen Text über die Chemiestadt am Rhein zu veröffentlichen. Die Kernaussage: Ludwigshafen soll sein Licht gefälligst nicht so sehr unter den Scheffel stellen und sich die US-Metropole New York zumVorbild nehmen. Beide Städte seien sich viel ähnlicher, als auf den ersten Blick erkennbar. Das betreffe den Ausländeranteil, die Lage am Wasser – aber auch marode Hochtrassen im Stadtgebiet.

Aber der Reihe nach. Was hat ein 40Jahre alter Architekt aus Hamburg überhaupt mit Ludwigshafen am Hut? „Ich habe in der Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Artikel über Ludwigshafen und die Ugliest City Tours gelesen“, berichtet Asselmeyer im Telefongespräch mit dieserRedaktion. „Ich lese viel, reise viel und interessiere mich für solche Geschichten“, berichtet er. Deshalb habe er sich sofort an die Recherche gemacht und bei einem dienstlichen Termin in Mannheim auch der Nachbarstadt Ludwigshafen mal einen Besuch abgestattet, um sich ein Bild vor Ort zu machen.

„Nicht jeder versteht die Ironie“

In Ludwigshafen offenbart sich ihm das Bild einer Stadt, die von vielen Narben gezeichnet ist. Die Geschichte und das Selbstverständnis der „wildgewürfelten“ Stadtteile sei bei dem Entwurf einer Großstadt in der Nachkriegszeit vernachlässigt worden. Damit stehe Ludwigshafen prototypisch für viele Probleme deutscher Stadtentwicklung. Gleichwohl sieht Asselmeyer viele Potenziale, und kann deshalb nicht verstehen, dass sich die Stadt den Slogan „Ugliest City“ für dieFührungen zu eigen macht. „Das ist eine Kampagne, die viele Menschen mitbekommen. Sie verstärkt die negative Wahrnehmung, denn nicht jeder versteht die Ironie dahinter.“

Ludwigshafen müsse sich mit großen Ideen und kleinen Schritten von der hässlichen Stadt in eine neue, schöne Version verwandeln. Dazu bedürfe es innovativer Architekturprojekte, um Orte der Begegnung, der Bewegung und der städtischen Identifikation zu schaffen.

Die US-Metropole New York, in der Asselmeyer ein Jahr lang gearbeitet hat, sei da genau das richtige Vorbild. „Ich war selbst in New York als Architekt tätig und kenne die Stadt und die Veränderungen,die sie durchlebt hat und noch immer durchlebt. Ludwigshafen ist vielleicht viel mehr New York, als viele Leute hier glauben“, sagt er. So habe Ludwigshafen wie New York einen hohen Anteil an Migranten – hier sind es rund 150 Nationalitäten, dort 195. „New York zieht seine Anziehungs- und Innovationskraft aus genau dieser bunten Mischung an unterschiedlichen Talenten und geballtem Wissen.“ Ludwigshafen müsse dies ebenfalls für sich nutzen.

Sowohl Ludwigshafen als auch New York liegen am Wasser. An den Ufern von Hudson und East River gebe es für die Menschen zahlreiche Highlights zu entdecken. „Aber was bietet sich einem in Ludwigshafen? Das BASF-Industriegelände und eine 30.000 Quadratmeter große Shopping-Mall. Anstatt städtischer Begegnungsflächen für Menschen und Besucher gibt es nur auswechselbare Verkaufsflächen und Industriegebiet. Eine vertane Chance“, betont der Architekt. Nur einmal im Jahr erwache das Rheinufer beim Filmfestival auf der Parkinsel.

Die Hochstraße als neue High Line

Und auch wie man mit einer maroden Hochstraße kreativ umgehen kann, habe die US-Metropole Ludwigshafen vorgemacht. Denn aus einer baufälligen Güterzugtrasse – bekannt aus vielen Hollywoodfilmen –, für die bereits eine Abrissgenehmigung vorlag, wurde ein Erlebnisort der besonderen Art. „Aus dem maroden, bröckelnden Bauwerk wurde eine der höchstfrequentierten innerstädtischen Fußgängerwege– die New York High Line“, schwärmt der Hamburger Architekt. Die alten Bahngleise, die teilweise noch zu sehen sind, wurden begrünt und mit Aufenthaltsorten versehen.

Dass sich die Entscheidung zum Abriss der Hochstraße Nord und dem Bau der Stadtstraße nicht mehr rückgängig machen lässt, ist auch Asselmeyer bewusst. Er würde sich dennoch in einigen Jahren die Schlagzeile wünschen: „Ludwigshafen eröffnet längste Fußgänger- und Fahrradhochstraße der Welt“. Er ist überzeugt: „Ludwigshafen kann die Stadt der Möglichmacher werden. Die Stadt der industriellen Zukunft und von BASF. Stolz auf seine Industrie und Innovationskraft und die Bedeutung des Standorts, wie es auch Wolfsburg auf Volkswagen ist.“

Erschienen am 18.02.2022 von Julian Eistetter im Mannheimer Morgen: https://www.mannheimer-morgen.de

 

Pressekontakt:

 

ASSELMEYER ARCHITEKT Hamburg
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